Landwirtschaftsraum eröffnet
Als das Stadtteilmuseum im November 2018 eröffnet wurde, war aus Platzmangel nur eine sehr kleine landwirtschaftliche Abteilung möglich. Dies wurde aber dem Thema keineswegs gerecht, wie Walter Petschan, der Planer und Leiter des Museums, in seiner Ansprache darlegte. Denn früher lebte die große Mehrheit der Ortsbewohner von der Landwirtschaft. 1905 waren es noch 76%; heute sind es gerade mal 0,25%!
Daran, dass Wieblingen einmal ein echtes Bauerndorf war, soll der neue Museumsteil erinnern, der in einem Raum hinter dem Alten Rathaus eingerichtet wurde. Heute ist die landwirtschaftliche Vergangenheit des Stadtteils nur noch an den früheren Bauernhöfen zu sehen, sofern man diese überhaupt noch als solche erkennt. Um dafür die Augen zu öffnen, sind an einer Wand zahlreiche Fotos alter Bauernhäuser zu sehen, und deren Lage ist in einen großen Ortsplan eingetragen. Keines davon wird noch landwirtschaftlich genutzt. Eine weitere Tafel zeigt die Aussiedlung der wenigen verbliebenen Höfe hinaus in die Feldflur in den Jahren 1958 bis 1970.
In dem Raum sind vor allem landwirtschaftliche Geräte ausgestellt. Der Bezug zu Wieblingen ist jeweils durch Wandtafeln mit historischen Wieblinger Fotos hergestellt. So werden etwa die Themen Hausschlachtung, Getreide-, Rüben- und Tabakanbau, Pflügen, Dreschen und Keltern angesprochen und Einblicke in alte Bauernhöfe gegeben.
Sabine Wacker vom Vorstand des Stadtteilvereins dankte den fleißigen Planern und Helfern mit Präsenten, unter anderen dem Ehrenvorsitzenden des Vereins, Günter Trapp, der wieder als Bauleiter fungiert hatte. Der Dank ging auch an die Stadt Heidelberg und an die beteiligten Handwerksbetriebe, die die Renovierung des Raumes durch einen großzügigen Zuschuss bzw. durch Spenden erst ermöglicht hatten.
Mit der Frage: „Wie wird es mit der Wieblinger Landwirtschaft in der Zukunft aussehen?“ streifte Walter Petschan auch die Kommunalpolitik. Er erinnerte an den Stadtteilrahmenplan: „Die landwirtschaftlichen Anbauflächen müssen dauerhaft gesichert werden. Über die geplanten Entwicklungen in Wieblingen hinaus sollen keine weiteren Flächen mehr für Siedlungszwecke in Anspruch genommen werden.“ Er mahnte an, dass die Kommunalpolitiker sich immer an diesen Beschluss erinnern sollten.
Der neue Landwirtschaftsraum wird immer gleichzeitig mit dem Museum im Helbinghaus zugänglich sein, also jeweils am zweiten Sonntag im Monat von 14 bis 17 Uhr. Doch wann das Ortsmuseum wieder geöffnet sein wird, hängt wegen der Enge der Räume vom weiteren Coronageschehen ab.