Das Wieblinger Wappen
Das heutige Logo des Stadtteilvereins, das sich auch auf den beiden Ortseingangsschildern von Heidelberg und von Edingen her sowie am Alten Rathauses befindet, beruht auf dem ältesten Siegel der früheren Gemeinde Wieblingen. Davon sind nur zwei Siegelabdrucke erhalten. Sie hängen an Urkunden aus den Jahren 1603 und 1615, die sich im Generallandesarchiv Karlsruhe befinden.
Das Siegel trägt in der Schriftform der gotischen Minuskel die Umschrift „S. de gericht zu wiblingen“, also „Siegel des Gerichts zu Wieblingen“. Dieses Dorfgericht bestand aus dem Schultheiß und den Schöffen. Es war für die sogenannte Niedere Gerichtsbarkeit zuständig. Wahrscheinlich hat dieses Dorfgericht schon um das Jahr 1500 sich dieses Siegel zugelegt.
Das Siegel zeigt unten ein Wappenschild mit den Wittelsbacher Rauten, da ja Wieblingen seit dem 13. Jahrhundert zur Kurpfalz gehörte, die von den Wittelsbachern regiert wurde. Über diesem Schild erhebt sich die Gestalt eines (katholischen) Bischofs in gottesdienstlicher Kleidung: mit dem kreuzverzierten Messgewand und der (stark stilisierten) Mitra auf dem Kopf. Er hält in seiner rechten Hand ein Buch und in der linken einen Vogel, der im Originalsiegel nicht eindeutig zu identifizieren ist, aber auf Grund seiner Gestalt durchaus ein Hahn sein könnte.
In der kirchlichen Kunst werden außer dem Apostel Petrus nur zwei Heilige mit einem Hahn dargestellt: St.Vitus (Veit) und St.Valentin von Terni. Tatsächlich sind für das Jahr 1496 die Heiligen Valentin und Bartholomäus als Patrone der Wieblinger Pfarrkirche bezeugt. Man darf also mit großer Wahrscheinlichkeit annehmen, dass auf dem Wieblinger Ortssiegel der örtliche Kirchenpatron, der heilige Bischof und Märtyrer Valentin mit dem Hahn, dargestellt ist.
Valentin wurde im Jahre 268 oder 269 im Rahmen einer römischen Christenverfolgung enthauptet. Seit Mitte des 5.Jahrhunderts ist bezeugt, dass sein Fest am 14. Februar begangen wurde; dies ist wahrscheinlich sein Todestag. Da er gegen kaiserliches Verbot heimlich Soldaten, die während ihrer Militärzeit nicht heiraten durften, christlich getraut haben soll, wurde er später zum „Patron der Liebenden“.
Der älteste Beleg für den „Valentinstag“ findet sich gegen Ende des 14.Jahrhunderts in England und Frankreich. Erst nach 1950 fand er auf dem Umweg über die USA auch in Deutschland Eingang.
Seit 1622 wurde das Wieblinger Ortssiegel mehrfach verändert, und die Erinnerung an Valentin ging völlig verloren. Wer mehr über die Geschichte unseres Ortssiegels wissen will und auch erfahren möchte, wie die Valentinsverehrung ausgerechnet nach Wieblingen gekommen sein könnte, dem sei die Lektüre des folgenden Aufsatzes empfohlen:
„Das Wieblinger Wappensiegel, Eine Untersuchung von Walter Petschan, 2005.“
In etwas erweiterter Fassung findet sich dieser Aufsatz auch im "Jahrbuch zur Geschichte der Stadt Heidelberg 2006/07 (Jahrgang 11)".